Ufos
Zwischen Himmel und Erden gibt es mehr, als die Schulbücher uns weismachen wollen. Jeder Amerikaner, der etwas auf sich hält, will schon mindestens einmal von einem Ufo entführt worden sein. Erst kürzlich sorgte wieder einmal eine fliegende Untertasse für Aufsehen. Rund 40 Einwohner der kleinen Stadt Stephenville im amerikanischen Gliedstaat Texas wollen ein riesiges Ufo über dem nahen Wald gesehen haben und die ganze Welt berichtet mit tödlichem Ernst über das Ereignis, das sich nahtlos einreiht in die immer wiederkehrende Serie: Wer nicht verrückt ist, ist selbst nicht normal. Ein Ufo, so gross wie ein Supermarkt sei es gewesen, berichtet ein Polizist, dann sei eine Reihe oranger Lichter lautlos und in hohem Tempo davongeflogen. Und prompt rückten die Fernsehstationen aus ganz Amerika an, die Präsidenten-Vorwahlen wurden medial in den Hintergrund gedrängt. An und für sich wäre das ja nicht schlecht. Trotz oder wegen George W. Bush behaupten 14% der Amerikaner, sie hätten schon ein Ufo gesichtet. Fest steht, dass der demokratische Präsidentschaftskandidat Dennis Kuchinich und der ehemalige Präsident Jimmy Carter dazugehören. Da kommt es wahrlich nicht darauf an, wer mächtigster Mann der Welt ist. Wussten wir es nicht schon immer, dass sich die real existierende Welt den Science- Fiction-Vorstellungen amerikanischer Präsidenten unterordnen muss? Eher ein Gerücht ist, dass auch Bill Clinton Bekanntschaft mit fliegenden Untertassen gemacht haben soll. Das war genau vor zehn Jahren, als er Hillary erläuterte, was er unter einer «unangemessenen Handlung» mit Praktikantin Lewinsky versteht, mit der er keine sexuelle Beziehung hatte. Hillarys fliegende Untertassen entpuppten sich allerdings wie viele andere unidentifizierte Flugobjekte als normales Küchengeschirr. Damals wie heute gilt: Was manche Leute sich selber vormachen, das macht ihnen so schnell keiner nach. In der Schweiz gibt es ebenfalls ein Sorgentelefon für Ufo-Entführte. Das sei auch notwendig, meinte Harald Schmidt, denn in der Schweiz ist im Grunde alles ein Ufo, was schneller ist als 30 km/h. So ist das eben, die Intelligenz verfolgt uns, aber wir sind schneller. In Tat und Wahrheit gibt es bisher keinen wissenschaftlich anerkannten Nachweis für ausserirdisches Leben. Alle Alien-Experten scheitern spätestens bei der Frage nach einem Beweis. Aber auch sie können sich darauf verlassen, dass es Leute gibt, die ihnen trotzdem glauben. Denn einem Experten widerspricht man nicht. Besser, man wartet ab, bis er es selber tut. Wie weit die Ufos schon unser Leben bestimmen, zeigt folgende Begebenheit: Eine Frau erzählt ihrem Arzt: «Herr Doktor, mein Mann meint, er sei ein Ufo!» Doktor: «Schicken Sie ihn mal zu mir!» Frau: «Na gut! Und wo soll er landen?» Eines der ältesten und bekanntesten Werke über einen Angriff durch auf der Erde gelandete ausserirdische Raumschiffe ist der Roman «Krieg der Welten» von H. G. Wells aus dem Jahre 1898. Die Hörspielfassung von Orson Welles löste bei ihrer Ausstrahlung im Radio am 31. Oktober 1938 eine Massenpanik aus, weil die Zuhörer sie für eine Direktreportage über einen realen Angriff hielten. Die Forderung wurde erhoben, solche Sendungen zu verbieten. Könnte man das, hätte eine «Arena» bei SF1 auch keine Chance mehr. Wahrheit und Fiktion werden auch hier gemixt, mit oder ohne Beteiligung der SVP, Aliens oder anderer Politiker, die nicht von dieser Welt sind.
Stefan Bühler